Größtes deutsches Wörterbuch bleibt unvollendet

Das Deutsche Wörterbuch, ein bewundernswertes Werk der Brüder Grimm, wurde seit dem Jahr 1838 veröffentlicht. Nach deren Tod (Wilhelm 1859, Jacob 1863) wurde es von den Generationen ihrer Nachfolger bis zum Jahr 1961 herausgegeben. Damals erschien der letzte, 32. Band des historischen Wörterbuchs, das sich das mutige Ziel setzte, die Herkunft und Anwendung aller deutschen Wörter bis ins kleinste Detail zu erfassen.

Wilhelm und Jacob Grimm auf einer bundesdeutschen BanknoteDa im Verlaufe der Arbeiten neue Erkenntnisse gesammelt wurden und es sich zeigte, dass einige Informationen in den bereits publizierten Bänden historisch überwunden sind, wurde noch Ende der 1950er Jahre über seine Neubearbeitung entschieden.

In der ersten Etappe sollten die Bände A–F aktualisiert werden, also jene, an denen zum Großteil noch die Brüder Grimm gearbeitet hatten. Die Arbeiten wurden zwischen die Wissenschaftsakademien in Berlin (DDR) und Göttingen (BRD) aufgeteilt und sollten 20 Jahre dauern.
Nicht nur die politische Situation im geteilten Deutschland, sondern auch die Unmenge an Belegen (Beispiele der Stichwortanwendung in verschiedenen Epochen), die verarbeitet werden mussten, trugen jedoch dazu bei, dass sich die Arbeiten erheblich in die Länge zogen. Auch der Einsatz moderner Technik brachte keine richtige Beschleunigung.

Der Band mit dem Buchstaben F erscheint also erst im Jahr 2012. Da es praktisch ausgeschlossen ist, in heutigen Bedingungen finanzielle Förderung für ein zeitlich so anspruchsvolles Projekt zu finden, wurde entschieden, die Aktualisierung der weiteren Teile des Deutschen Wörterbuchs nicht weiter fortzusetzen und die Herausgabe des Wörterbuchs also im selben Jahr einzustellen.

Das Werk der Brüder Grimm sollte in Zukunft durch das „Digitale Wörterbuch“ ersetzt werden, an dem die Berliner-Brandenburger Akademie bereits seit einer längeren Zeit arbeitet. Als Online-Wörterbuch hat es den Vorteil, dass durchlaufend an allen Buchstaben des Alphabets gearbeitet werden kann, zudem soll es um ein Korpus von 1300 Texten aus der Zeit zwischen 1650 und 1900 mit umfangreichen Suchmöglichkeiten ergänzt werden, die bei einem gedruckten Wörterbuch niemals möglich wären.

Ob es jedoch vollwertig das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm mit seiner detaillierten Analyse jedes einzelnen Wortes ersetzen kann, wird sich erst nach einer sehr langen Zeit zeigen. Auch dieses Projekt ist ein sehr anspruchsvoller Langstreckenlauf.